Rudolf Steiner

„Jede Erziehung ist Selbsterziehung, und wir sind eigentlich als Lehrer und Erzieher nur die Umgebung des sich selbst erziehenden Kindes.“

Rudolf Steiner ist am 27.02.1861 in Kroatien geboren und starb am 30.03.1925 in der Schweiz. Er war Philosoph, Naturwissenschaftler und ist Gründer der Waldorfpädagogik und der Anthroposophie. Im Jahr 1919 gründete er die erste Waldorfschule in Stuttgart.

Wichtige Ansätze

Rudolph Steiner ist der Begründer der Anthroposophie. Dies ist eine spirituelle und esoterische Weltanschauung, verbunden mit einem dazugehörigen Ausbildungs- und Erkenntnisweg. Auf diesem Erkenntnisweg soll der Mensch seine Wahrnehmungs- und Erfahrungsmöglichkeiten erweitern. Die Anthroposophie wird nicht als umfassende und abgeschlossene Lehre verstanden, sondern soll den Menschen anregen, seine Aufmerksamkeit und seine Interessen, auch Phänomenen zuzuwenden, die über die materielle Welt hinaus auf seelisch-geistige Realitäten hinweisen.

In Anlehnung daran entstand die Waldorfpädagogik. Die Grundidee der Waldorfpädagogik ist, dass jedes Kind formal gleichbehandelt wird. So gibt es kein Sitzenbleiben, keine Zensuren und alle Kinder gehen 12 Jahre zur Schule. Der Lehrplan soll sich nach den Begabungen und Bedürfnissen der Kinder richten und enthält viel künstlerischen und handwerklichen Unterricht. Dadurch soll der eigene Wille des Kindes ausgebildet werden und die lebenspraktische Orientierung gefördert werden.

Erzieher*innen nehmen nach Steiner eine persönliche Vorbildfunktion ein. Insbesondere deshalb, weil die Kinder vor allem in den ersten Entwicklungsstufen häufig ein nachahmendes Verhalten zeigen. Daher sollen die Kinder über Jahre feste Bezugspersonen als Erzieher *innen oder Lehrer*innen haben. Das Generationenverhältnis soll dabei autoritativ, aber nicht zwanghaft sein. Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erzieher*innen/Lehrer*innen ist dabei sehr wichtig, um eine möglichst ganzheitliche Erziehung und Bildung zu gewährleisten.

Nachdenken über Erziehung mit Steiner

„Aus der Art wie ein Kind spielt, kann man erahnen, wie es als Erwachsener seine Lebensaufgabe ergreifen wird.“

Steiners Auffassung nach entwickelt sich ein Kind in verschiedenen Stufen, die aufeinander aufbauen. Alle sieben Jahre wird eine neue Stufe erreicht. So soll sich das Kind in den ersten sieben Jahren von dem Mutterleib emanzipieren und den eigenen ‚Leib‘ aufbauen. In dem zweiten Jahrsiebt, also zwischen 7 und 14 Jahren, soll sich idealtypisch die Geschlechtsreife und die eigene Seele entwickeln. Bis zum 21. Lebensjahr soll sich eine eigene Souveränität und Selbstreflexion aufgebaut haben.

Die Erziehung soll sich an dem jeweiligen Entwicklungsstand orientieren. Für die noch nicht voll entwickelten Kinder soll eine Art ‚Schonraum‘ gestaltet werden. In diesem Schonraum sollen sich die Kinder frei entfalten können und lernen selbstbestimmt zu leben und zu handeln. Der Schonraum wird von Kritikern häufig als ideologisch und weltfremd bezeichnet. Werden die Kinder trotz Schonung auf das erwachsene Leben vorbereitet?

„Man wird nur dadurch dem Menschen gerecht, dass man in jedem einzelnen einen neuen Menschen sieht.“

Das Individuum soll stets im Mittelpunkt stehen und die Erziehung bzw. der Lehrplan soll an den individuellen Begabungen ausgerichtet werden, sodass sich die Kinder nach ihren Bedürfnissen weiterentwickeln. Wie aber können individuelle Bedürfnisse und Begabungen in Schulen und pädagogischen Einrichtungen abgesehen vom Lehrplan berücksichtigt und gefördert werden?

„Suchst du dich selbst, so suche draußen in der Welt. Suchst du die Welt, so suche in dir selbst.“

Die Waldorfpädagogik ist nach spirituellen Grundannahmen ausgerichtet. Sie sieht in dem Menschen mehr als nur einen Körper und ein rational denkendes Wesen. Nach Steiner ist der Mensch sowohl in den Gesetzen der Natur als auch in den konventionellen Sittengesetzen gefangen. Aufgabe der waldorfpädagogischen Erziehung ist es demnach, die Kinder dabei zu unterstützen, die Individualität aus diesen Zwängen herauszuarbeiten und einen freien Geist zu entwickeln. Erst dann erkennen sich die Wesen der Kinder selbst und sind frei.

Kann man dieser Weltanschauung in der Jugendhilfe etwas abgewinnen? Oder sollte diese Form der Spiritualität dort keine Rolle spielen?

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