Thomas Gordon

Thomas Gordon (1918-2002) war ein praktizierender Psychologe in den USA. Er promovierte an der Universität von Chicago, wo er auch unterrichtete. Durch seine Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen erkannte er die große Bedeutung der Kommunikation und gewaltfreien Konfliktlösung für die zwischenmenschliche Beziehung.

Wichtige Ansätze

Thomas Gordon sah durch seine Arbeit mit schwer erziehbaren Kindern und Jugendlichen, welche negativen Auswirkungen unangemessene Kommunikation auf zwischenmenschliche Beziehungen haben kann. Er erkannte, wie wichtig es ist, dass Eltern und Kinder einander verstehen, respektieren und einen gemeinsamen Umgang mit Spannungen, Konflikten, Wut und Hilflosigkeit lernen. Zudem legte Gordon viel Wert darauf, dass Konflikte demokratisch und auf Augenhöhe gelöst werden.

Seine Ansätze basieren auf der Annahme, dass sich Kinder durch ein liebevolles und wertschätzendes Umfeld zu selbstbewussten und selbstbestimmten Erwachsenen entwickeln können. Diese Erkenntnis und die wissenschaftlichen Grundlagen der humanistischen Psychologie nach Carl Rogers ließen ihn ein konkretes, alltagstaugliches Kommunikationsmodell entwickeln, das er 1970 in seinem Buch ‚Familienkonferenz‘ veröffentlichte. Das Gordon-Modell ist ein Kommunikationsmodell, um Konflikte in der Familie demokratisch zu lösen.

Gordons ursprüngliches Ziel war es, die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern zu verbessern und ihre Beziehung zu stärken. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass sich das Modell auf jegliche Beziehungsform oder Situation anwenden lässt, ob zu Hause, im Beruf, in der Schule oder allgemein in der Kommunikation unter Menschen.

Die 5 Säulen des GORDON Modells: Das GORDON Modell stützt sich auf 5 Säulen, die allesamt die Kommunikation in der alltäglichen Gesprächsführung, aber auch die Lösung von Konflikten erleichtern und verbessern sollen:

1. ‚Aktives Zuhören‘: Das Gegenüber soll die eigenen Probleme verstehen und die Lösungen selbst herleiten. Dafür ist es wichtig, das Gesagte in eigenen Worten wiederzugeben

2. ‚Ich-Botschaften‘: Sind klare Aussagen darüber, wie sich der Sender im Moment fühlt oder was ihm wichtig ist.

3. ‚Umschalten‘: Als Umschalten bezeichnet Gordon den Wechsel von Ich-Botschaften zu Aktivem Zuhören. Dies ist dann sinnvoll und hilfreich, wenn man dem Gegenüber über Ich-Botschaften das eigene Problem erklärt hat und es das Problem dann (zum Teil oder ganz) auch als eigenes Problem (an)erkennt.

4. ‚Niederlagelose Konfliktlösung‘: Die Lösung die angestrebt wird, sollte für beide Seiten akzeptabel sein (win/win). Dazu ist es nötig, offen in die Konfliktbearbeitung zu gehen, um neue Lösungsmöglichkeiten zulassen zu können.

5. ‚Verhaltens-Fenster‘: Bevor man den Konflikt lösen kann, ist es notwendig, ihn einzuordnen. Ist das Verhalten für das Gegenüber (im Originalansatz: für das Kind) unakzeptabel, liegt das Problem dort und der richtige Ansatz ist Aktives Zuhören. Ist das Verhalten für mich unakzeptabel (im Originalansatz: für die Eltern/ Erzieher), gibt es zwei Möglichkeiten: entweder es handelt sich um einen Bedürfniskonflikt oder um einen Wertekonflikt. Beim Bedürfniskonflikt sind Ich-Botschaften der passende Ansatz, beim Wertekonflikt wird es schwieriger, da Werte nicht so leicht erklärbar sind. Hier empfiehlt Gordon Lösungsstrategien auf gleicher Ebene – das heißt, dass man in so einer Situation auf keinen Fall ein Machtgefälle ausnutzen soll (z.B. Eltern-Kind), da jede Werthaltung ihre Berechtigung hat. Man sollte vielmehr eine Lösung anstreben, bei der beide Werte nebeneinander stehenbleiben können.

Die Familienkonferenz ist ein Kommunikations-Modell von Thomas Gordon. Es geht darum, Familienkonflikte gemeinsam und fair zu lösen. Ziel der Familienkonferenz ist es, die Eltern-Kind-Kommunikation zu verbessern und gemeinsam Familienkonflikte zu lösen sowie Entscheidungen zu treffen.

Nachdenken über Erziehung mit Gordon

Thomas Gordon schlägt kommunikative Modelle vor, die ohne Machtdurchsetzung auskommen. Haben Sie das in Ihrer Familie oder in der Wohngruppe schon erlebt, dass Konflikte gelöst wurden, ohne dass jemand verloren hat? Wie ist das zustande gekommen und wie könnte man das häufiger erleben?

Für die regelmäßige Beratung und Entscheidung bei Konflikten in Familien empfiehlt Gordon sein Modell der Familienkonferenz. Es ähnelt dem Modell eines Gruppenrates, den man in Wohngruppen häufig vorfindet. Können Sie sich vorstellen, sich bei Gesprächen in der Familie an der Familienkonferenz zu orientieren, d.h. einem Modell, bei dem die Macht gerecht in der Gruppe verteilt wird?

Weiterführende Literatur

Thomas Gordon: Familienkonferenz. Die Lösung von Konflikten zwischen Eltern und Kind (2012)

Thomas Gordon: Familienkonferenz in der Praxis. Wie Konflikte mit Kindern gelöst werden (2012)

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