Konflikte mit Kindern gestalten

1. Beschreibung der Herausforderung

Jeder kennt es: Geschrei aus dem Zimmer nebenan, meist gefolgt von Weinen oder noch mehr Schreien; Kinder und Jugendliche, die sich nicht an Regeln halten oder einfach das ‚Nein‘ der Eltern oder Fachkräfte nicht akzeptieren wollen. Konflikte kommen in jeder Beziehung vor, egal ob es die Beziehung zwischen Eltern und Kind, die Beziehung unter Geschwistern, die Paarbeziehung oder die Beziehung zwischen Kind und Sozialarbeiter*in ist.

Konflikte gibt es auf allen Ebenen des Zusammenlebens und sie können viele verschiedene Ursachen haben. Die Situation wird individuell unterschiedlich und jeweils subjektiv von den Beteiligten verstanden und wahrgenommen. Die eigenen Sichtweisen und Bedürfnisse stimmen nicht immer mit denen der anderen Personen überein. Verschiedene Vorstellungen treffen aufeinander und können nicht gleichzeitig verwirklicht werden – es entsteht ein Konflikt. Dann ist es wichtig, diesen angemessen aufzuarbeiten, um am Ende eine Lösung zu finden, mit der alle Beteiligten einverstanden sind.

2. Unterschiedliche fachliche Argumente/ Bedenken

Im Kindesalter treten Konflikte zwischen Kindern meist aufgrund von Kleinigkeiten auf. Sie wollen in Streitereien ihre Macht beweisen sowie ihre soziale Rolle in der Gruppe verdeutlichen und Besitzansprüche stellen. Kinder tun dies immer wieder, denn so üben sie den Umgang mit Grenz- und Konfliktsituationen.  Für Kinder ist es eine große Sache, wenn der*die Andere das Lieblingsspielzeug hat, immer Recht haben will oder einfach von einem schönen Erlebnis erzählt, von dem man selber erzählen wollte. Als Eltern oder Fachkraft wird dann häufig ganz schnell eingegriffen, damit der Streit beendet wird. Doch so werden die individuellen Wünsche und Bedürfnisse nicht berücksichtigt und den Kindern wird verwehrt, zu lernen, wie sie Konflikte selber lösen können. Nur so lernen sie auch, Anderen zuzuhören, sie aussprechen zu lassen und ernst zu nehmen sowie zu verstehen, dass auch ihnen zugehört wird. Besser ist es, sich zu den Kindern zu setzen und zwischen ihnen zu vermitteln. Zudem kann es hilfreich sein, gemeinsam mit den Kindern Streitregeln zu vereinbaren, z.B. nur verbal zu streiten. Konflikte sind meist mit Stress und Unwohlsein verbunden, weshalb es gut ist, auch zu schauen, wie Konflikte vermieden werden könnten. Jedoch sind Konflikte nicht nur negativ zu sehen, denn sie helfen, die eigene Konflikt- und Kompromissfähigkeit zu entwickeln. Ein häufiger Ausgangspunkt von Konflikten ist das Wort ‚Nein‘. Dies führt nicht nur bei Kindern sondern auch bei Jugendlichen zu Widerstand und Diskussionen. Für Eltern und Fachkräfte ist das Nein sagen sehr bedeutsam – sie sollten dann aber auch damit leben, dass anschließend ein Konflikt ausbricht, der gemeinsam bewältigt werden muss. Der Konflikt ist der Freund der Pädagogik – manchmal nervt er, aber er ist auch unverzichtbar.

In der Pubertät scheint es oft so, dass die Konflikte mit den Kindern und Jugendlichen zunehmen und nicht mehr so leicht einvernehmlich gelöst werden können. Das liegt daran, dass in dieser Zeit die Jugendlichen mehr Eigenständigkeit entwickeln und viel selbst bestimmen wollen. Sie hinterfragen die bisher aufgestellten Regeln.  Es entstehen nervige Konflikte wenn es um Schule, Freunde und Freizeit geht. Jugendliche reagieren in der Pubertät besonders emotional, was für viele Eltern und Fachkräfte herausfordernd ist. Werden Regeln gemeinsam ausgehandelt, so steigert sich bei den Jugendlichen die Bereitschaft, diese auch einzuhalten. In Wohngruppen kommt es zudem auch zu Konflikten unter den Bewohner*innen. In einem Gespräch können Fachkräfte die unterschiedlichen Sichtweisen und Ursachen beleuchten und den Konflikt gemeinsam mit den Jugendlichen lösen.

3. Fragen zum Weiterdenken

  • Wie wird in Ihrer Einrichtung mit Konflikten umgegangen? Verstehen Sie Konflikte als wichtige Entwicklungsmotoren? Wie ist Ihr persönlicher Umgang mit Konfliktsituationen?
  • Welche Ideen haben Sie, um Kinder in ihrer Konfliktfähigkeit zu unterstützen? Wie könnten Regeln gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen ausgehandelt werden? Wie kann es Ihnen gelingen, Konflikte gemeinsam im Gruppengespräch zu bearbeiten und als Lernchance zu verstehen?

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