Alexander Sutherland Neill
„Nur ein freies Kind ist ein glückliches Kind“
Alexander S. Neill (1883-1973) war ein schottischer Pädagoge, der durch die Gründung der ersten demokratischen Schule ‚Summerhill‘, die es bis heute gibt, bekannt geworden ist. Er wurde von den Vertreter*innen der antiautoritären Erziehung in den 1970er Jahren als Vorbild betrachtet, verwendete diesen Begriff selbst aber nicht.
Wichtige Ansätze
Neill glaubte an die Fähigkeit zur Selbstverwaltung und Selbstregulierung in der Kindererziehung und an das Gute im Kind. Die Freiheit des Einzelnen fing bei ihm mit der Freiheit des Kindes an.
Der Begriff der Freiheit im Allgemeinen bedeutet laut Neill jedoch nicht, dass das Kind unbegrenzte Handlungsmöglichkeiten hat und dabei durchweg von den Pädagog*innen gelobt und unterstützt wird. Freiheit bedeutet hier, das Kind möglichst viel in seinem Selbstwert und seiner Autonomie zu bestätigen und dabei zu befähigen, sich trotzdem als soziales Wesen in einer Gruppe zu verstehen und zu verhalten. So hört die eigene Freiheit auf, wenn die Freiheit von anderen eingeschränkt wird.
Nun beginnt ein Aushandlungsprozess, um Lösungen und Kompromisse für das eigene und das kollektive Ausleben der Freiheit zu finden. Wenn ein Kind entscheidet, bestimmte Verhaltensmuster nicht zu äußern, um der Gemeinschaft und seinem Umfeld damit nicht zu schaden, bezeichnet das Neill als Selbstdisziplin. So liegt es in dem Verantwortungsbereich der Pädagog*innen, dem Kind zu einer gesunden Selbstdisziplin zu verhelfen. Beispielsweise spielt bei einer Zurechtweisung der Selbstwert des Kindes eine wichtige Rolle. Wenn das Kind durch seine Erziehung einen gesunden Selbstwert entwickeln konnte, ist es in der Lage, diese Situation besser einzuordnen und nachzuvollziehen. Das Kind versteht die Situation als Hinweis an sein eigenes Verhalten und erfährt keine Kritik seines Selbst.
Um den Begriff der Selbstverwaltung noch einmal anhand von Neills pädagogischen Ansätzen zu verdeutlichen, wurde beispielsweise im Schulkontext darauf geachtet, dass das Kind selbstbestimmt lernen darf. Regeln werden in Summerhill bis heute gemeinschaftlich in einer wöchentlichen Schulversammlung bestimmt, wo jede/r eine gleichwertige Stimme hat. Zusätzlich gibt es keine Anwesenheitspflicht für Schüler*innen im Unterricht, stattdessen bietet Summerhill ihnen die Möglichkeit, ihren Unterrichtsort sowie die Lerninhalte selbst zu wählen.
Wir verdanken A.S. Neill in der Pädagogik viel. Seine Bücher über Summerhill machen deutlich, wie die Idee der Demokratie in Schulen und anderen Institutionen zugunsten der Kinder mit Leben gefüllt werden kann. Zudem förderte Neill mit seinem Beispiel ein Umdenken in der Schulpädagogik und der Kindererziehung. Er prägte unter anderem den heutigen Erziehungsgedanken, die Kinder in die Erziehung mit einzubeziehen.
Nachdenken über Erziehung mit Neill
„In Summerhill bedeutet Freiheit das zu tun, was man will, solange man niemand anderen stört.“
Der Begriff der Freiheit spielt heute in der institutionellen Erziehung von Kindern in Kitas, Schulen und Wohngruppen fast keine Rolle. Sie müssen sich an Regeln halten und werden von Konzepten dominiert, die für ihr Wohl sorgen sollen. Bitte überlegen Sie, welche Freiheiten Kinder in Ihrer Gruppe haben? Was bedeutet Freiheit für Sie als Team?
„Die Kinderpsychologie hat gezeigt, dass das Fühlen viel entscheidender ist als das Denken, und so gründete ich eine Schule, in der die Gefühle das Primäre sein sollten.“
Neills zentraler Begriff ist das Wohlergehen der Kinder – und zwar schon heute in der Gegenwart. Er tritt dafür sein, dass die Gegenwart des Kindes nicht für die Zukunft geopfert werden solle. Noch dazu kann in unglückliches Kind selten gut lernen … Was bedeutet es für Sie, die Gefühle der Kinder ernster zu nehmen als ihre schulischen Lernfortschritte?
„Ein Kind das Achtung vor sich selbst haben kann, hegt normalerweise keine Hassgefühle, und es findet auch kein Vergnügen daran, einen Erwachsenen so zu reizen, dass ihm der Kragen platzt.“
Neills Glaube an das Gute im Kind, fängt bei der Freiheit des Kindes an. Diese Freiheit gibt den Kindern den Raum, sich selbst zu entfalten und autonom zu handeln. In diesem Entwicklungsraum dürfen die Kinder sie selbst sein, auch entgegen den Normen und Strukturen. In welchen Situationen kommt es bei Ihnen oft zu Konflikten? Debattieren Sie ob es eher in Situationen ist, wo Regeln und Strukturen gesetzt worden sind oder wenn Kinder selbst entscheiden durften.
„Die Übel der Zivilisation ist darauf zurückzuführen, dass kein Kind sich jemals ausspielen konnte.“
Im Mittelpunkt der Entwicklung eines Kindes steht für Neill das freie Spielen. Er sieht es als eine Art Grundrecht für die Kinder an, welches durch die stetigen Anforderungen der Gesellschaft verletzt wird. Was meinen Sie? Haben die Kinder und Jugendlichen in ihrer Einrichtung die Möglichkeit kreativ zu spielen oder ihren eigenen Interessen nachzugehen?
„Die Schule sollte kindergeeignet gemacht werden und nicht die Kinder schulgeeignet.“
Für Neill steht im Fokus, dass das Schulsystem von Unterdrückung zur Freiheit umgeleitet wird. Ein System, welches nicht auf die Bedürfnisse und Interessen der Kinder eingeht, sodass sie zu eigenständig und freien Menschen heranwachsen können. Nun stellt sich die Frage für Sie, gibt es in Ihrer Einrichtung eine hausinterne Schule, die von einem Curriculum geleitet wird oder von den Bedürfnissen der Kinder? Oder allgemeiner gefasst: wie stehen Sie zu dem aktuellen Schulsystem aus pädagogischer Sicht? Finden die Jugendlichen dort einen Raum, in dem sie sich entfalten können oder in dem sie sich begrenzen müssen?
Weiterführende Literatur
Dokumentation über „Summerhill“: https://www.youtube.com/watch?v=0h-xfBEnVes
A.S Neill: Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung: Das Beispiel Summerhill. Hamburg (Rowohlt) 1969
Website mit Information zu A.S. Neill:
https://alexikon.wordpress.com/2015/09/12/alexander_sutherland_neill/