Mobbing

1. Beschreibung der Herausforderung

Seit längerer Zeit wird viel über Mobbing gesprochen, doch die Meinungen, was Mobbing wirklich ist, gehen weit auseinander. Die wissenschaftliche Definition lautet wie folgt: Mobbing leitet sich aus dem Englischen „to mob“ ab und bedeutet bedrängen, anpöbeln, attackieren und angreifen. Die Besonderheit, welche Mobbing von „gewöhnlichen“ Konflikten unterscheidet, liegt darin, dass es im Gegensatz zu Streitereien gezielt, systematisch und über einen längeren Zeitraum mit der Absicht betrieben wird, „auszugrenzen“. Zu den Merkmalen des Mobbings zählen:

  • Mobbing richtet sich überwiegend gegen eine Person
  • Die Angriffe spielen sich regelmäßig über einen längeren Zeitraum ab
  • Mobbing findet sowohl unter Kindern und Jugendlichen (zum Beispiel in der Schule), als auch unter Erwachsenen (beispielsweise am Arbeitsplatz) statt
  • Im Mobbingkonflikt ist die betroffene Person auf Dauer deutlich unterlegen, er macht diese physisch und/oder psychisch krank und zerstört das Selbstwertgefühl.

In den verschiedenen Mobbing-Fällen stellen sich oftmals diese charakteristischen Rollen heraus:

Täter*innen:

Oftmals gibt es eine Gruppe von Täter*innen (teils noch zu unterteilen in Anführer*innen und Mitläufer*innen), die systematisch über einen längeren Zeitlauf das Opfer bedrohen, bedrängen, psychisch und physisch angreifen.

Opfer:

Meist sind es Einzelpersonen, die von den Täter*innen ausgegrenzt werden. Oftmals nehmen die Opfer durch die langanhaltende Unterdrückung und Erniedrigung dauerhaften psychischen Schaden. Oftmals ergibt sich das Opfer nach einer Weile in seine Rolle und sieht keine Möglichkeit mehr, sich selbst zu helfen.

Zuschauer*innen:

Die Zuschauenden sind eine nicht zu unterschätzende Gruppe im Mobbing. Sie tragen die metaphorische Bühne, auf der das Mobbing stattfinden kann. Zuschauer*innen sind eine Gruppe von Menschen, die die Ausgrenzung und Erniedrigung der Opfer – oftmals auch die körperliche Gewalt – durch die Täter*innen zwar wahrnehmen, aber nichts dagegen unternehmen. Dadurch schenken sie den Täter*innen die Aufmerksamkeit, die sie (in vielen Fällen) haben möchten. Ein möglicher Grund dafür ist die Angst, selbst zum Opfer gemacht zu werden.

Cyber-Mobbing:

Mit der Einführung sozialer Medien entwickelte sich noch eine weitere Form des Mobbings. Unter Cyber-Mobbing versteht man die Beleidigung, Bedrohung, Bloßstellung oder Belästigung von Personen mithilfe von Kommunikationsmedien, beispielsweise über Smartphones, E-Mails, Websites, Foren, Chats und Communities. Die vielfältigen medialen Möglichkeiten für die Täter stellen ein großes Problem dar. Oftmals ist Cyber-Mobbing schwierig nachzuverfolgen. Abgesehen davon beschränkt sich das Mobbing für die Opfer jetzt nicht mehr nur auf einen konkreten Ort, wie die Schule oder den Arbeitsplatz. Sie sind nun rund um die Uhr den Demütigungen und Drohungen der Täter ausgesetzt.

2. Unterschiedliche fachliche Argumente/ Bedenken

icht jeder Konflikt ist bereits Mobbing. Überall, wo Menschen über längere Zeit zusammenarbeiten, gibt es Differenzen, Tuscheleien, Ärgernisse und Auseinandersetzungen. Auch ein stark emotionalisierter Konflikt (Streit) ist nicht als Mobbing zu bezeichnen. Alltägliche Konflikte gerade unter Kindern sind eher normal und auch nicht besorgniserregend. Sie können oftmals durch ein offenes Gespräch oder eine Beratung durch die Fachkräfte geklärt werden.

Ob Mobbing strafbar ist, hängt in Deutschland vom Einzelfall ab. Einen eigenen Tatbestand „Mobbing“ gibt es im Strafgesetzbuch (StGB) nicht. Stattdessen lassen sich grob einige Erscheinungsformen zusammenfassen:

Körperliche Übergriffe wie Körperverletzung durch Verprügeln (§§ 223, 224 StGB), einfache oder räuberische Erpressung von Schutzgeld (§§ 253, 255 StGB), (sexuelle) Nötigung (§ 240 StGB), Bedrohung mit einem gegen das Mobbing-Opfer gerichteten Verbrechen („Ich bring dich um.“) (§ 241 StGB), Diebstahl (§ 242 StGB) und Sachbeschädigung (§ 303 StGB).

Verbale Angriffe einschließlich Cyber-Mobbing: Beleidigung (§ 185 StGB), Verleumdung (§ 187 StGB) und üble Nachrede (§ 186 StGB).

3. Fragen zum Weiterdenken

  • Wie könnten Fachkräfte und Eltern gemeinsam Mobbing vorbeugen?
  • Was können Sie tun, wenn Kinder aus Ihrer Tages- oder Wohngruppe aktiv Mobbing betreiben? Was für Gründe könnten die Kinder haben? Wie könnten Sie zur Beendigung der ausgrenzenden Gewalt bei ihnen ansetzen?
  • Was können Sie gemeinsam mit den Eltern tun, wenn Kinder aus Ihrer Wohn- oder Tagesgruppe zum Opfer von Mobbing werden?
  • Wie können Sie die Zuschauenden zu Zivilcourage bewegen

4. Lösungsvorschläge

Mobbing hört selten von alleine auf. Deswegen ist es wichtig, dass sich das Opfer dagegen wehrt. Aus der Rolle des Opfers wieder herauszufinden ist leider sehr schwierig. Am besten ist es, wenn sich das Opfer Unterstützung bei Freund*innen oder der Familie sucht, denn sozialer Rückhalt ist sehr wichtig. Auch bei Lehrer*innen oder Vorgesetzten kann man sich beschweren. Im akuten Fall sollte man sogar darüber nachdenken, die Polizei einzuschalten.

Auch als Fachkraft der Sozialen Arbeit, als Elternteil oder Erziehungsberechtigte/r ist es schwierig, eine Lösung für Mobbing zu finden. Wichtig ist, im Vorhinein präventiv zu arbeiten, dass Mobbing im besten Fall überhaupt nicht entsteht. Mögliche Strategien dafür wären die Stärkung des Gruppenzusammenhaltes und die Aufklärung der Kinder und Jugendlichen über die verschiedenen Rollen des Mobbings, seiner Folgen und auch über Zivilcourage. Dennoch sollten Fachkräfte und Eltern wachsam sein und auf Anzeichen bei den Kindern Kindes reagieren. Denn am wichtigsten ist die Unterstützung des Opfers.

Mögliche Anzeichen sind:

  1. Das Kind oder der Jugendliche möchte nicht mehr zur Schule gehen
  2. Freund*innen wenden sich ab
  3. Körperliche Auffälligkeiten, z.B. Blaue Flecken
  4. Depressionen bis hin zu Suizidgedanken

Eltern sollten ihr Kind bereits bei ersten Anzeichen ermutigen, über seine Gefühle zu sprechen und konkrete Fragen stellen – noch bevor sie Polizei oder Anwalt einschalten oder vertrauensvolle Gespräche mit Schulsozialarbeiter*innen, Erzieher*innen, Lehrkräften und Schulleitung führen. Hat das Mobbing gerade erst angefangen, könnte es ausreichen, mit dem Kind über Gegenstrategien nachzudenken: In welchen Situationen wird es unter Druck gesetzt, und wie kann es sich dann wehren?

Wenn sich das Mobbing aber tatsächlich über einen längeren Zeitraum erstreckt, sollten sich die Eltern und Fachkräfte mit der Klassen- oder der Schulleitung in Verbindung setzen. Wird ein/e Schüler/in gemobbt, müssten die Täter zur Rede gestellt und aktiv in die Lösung einbezogen werden.  Lehreende und Schulleitung sollten klar Stellung beziehen und das Opfer unterstützen.

5. Material/ Links

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