Redestein
Der Redestein oder Redestab ist eine Methode, welche die Indigenen Völker Nordamerikas schon vor hunderten von Jahren bei wichtigen Gesprächskreisen verwendeten. Dabei wird ein Gegenstand (verzierter Holzstab, Stein, …) in der Runde weitergereicht und es darf immer nur diejenige Person sprechen, die diesen Gegenstand in der Hand hält. Alle anderen in der Runde hören nur zu und dürfen nicht unterbrechen. Mit diesem Gegenstand schafft man es, die Gesprächskultur zu verbessern und ein Aktives Zuhören zu trainieren.
1. Ziele
Die sogenannte „Redestein-Technik“ ist besonders gut geeignet, um sich eine möglichst umfassende Meinung der Gesamtgruppe einzuholen, d.h. ein offenes Gespräch anzuregen, wie die Gruppe zu einem bestimmten Thema steht.
Mit der Methode hat man die Möglichkeit, auch schwierige Gespräche direkt, offen und respektvoll zu führen und damit Konflikte nachhaltig zu lösen. Die Besprechungs- und Diskussionskultur wird strukturiert und positiv gefördert, um so effektiv in einem gegebenen Zeitrahmen Lösungen zu entwickeln, eine intensivere Kreativität für neue Gedanken zu ermöglichen und eine ganzheitliche und balancierte Entscheidungsfindung zu erreichen, die von der Gruppe getroffen und gemeinsam getragen wird.
Der Redestein ist das zentrale Medium, um zu verdeutlichen, wer sprechen darf. Er gibt gleichzeitig ein haptisches und taktiles Feedback. Kinder können z.B. Nervosität und motorische Unruhe daran abbauen, indem sie mit ihm hantieren.
2. So geht das
Die Gruppe setzt sich in einem Kreis zusammen, sodass jede/r die anderen gut sehen und hören kann. Die Seminar- oder Gesprächsleitung gibt ein Thema oder eine Frage bekannt, zu der sie die Meinung der Gruppe erfahren will. Dann werden die Regeln der Methode erklärt.
Die Regeln sehen wie folgt aus: Es wird ein Stein (oder anderer beliebiger Gegenstand) in die Mitte des Kreises der Gesprächsteilnehmer*innen gelegt. Sobald sich jemand zum Thema äußern will, kann die Person den Stein nehmen und ihre Meinung äußern. Alle anderen hören nur zu, d.h. es dürfen keine Fragen gestellt, keine Einwände vorgebracht oder sonstige Unterbrechungen gemacht werden, bis der/ die Redner*in fertig ist bzw. den Stein wieder in die Mitte zurücklegt. Die Runde dauert so lange, bis keine/r mehr den Stein nehmen will und alles gesagt ist.
3. Beispiel
Nach einem gemeinsamen Ausflug kommen die Kinder zurück in die Wohngruppe. Alle haben viel zu erzählen und reden durcheinander. Hier eignet sich die Redestein-Methode, um eine gewisse Ordnung und Struktur in die Erzählungen der Kinder zu bekommen. Jedes Kind bekommt die Möglichkeit, gehört zu werden und es herrscht kein wirres Durcheinander mehr.
4. Fragen, Anpassungsmöglichkeiten und Kritik
Mögliche Abwandlungen der Regeln der Redestein-Technik:
Die jeweiligen Sprecher*innen können am Ende ihrer Rede den Stein an eine Person ihrer Wahl weitergeben. Hier kann man als Gesprächsleiter*in die Gesprächsdynamik in einer Gruppe sehr gut sichtbar machen.
Nachdem eine Gruppenaktivität durchgeführt wurde, kann man die Redestein-Technik als Feedback-Methode nutzen, um ein umfassendes Meinungsbild zu erstellen.
Der Redestein wird im (oder gegen) den Uhrzeigersinn an den/die jeweils nächste/n weitergereicht. Diese Abwandlung kann sinnvoll sein, wenn man befürchtet, dass nicht jede/r zu Wort kommt, die Zeit knapp ist oder sich mehrere Teilnehmer*innen eventuell nicht trauen, vor der Gruppe das Wort zu ergreifen.
Wenn der Stein weitergegeben wird, muss die/der neue Besitzer*in kurz zusammengefasst wiederholen, was die vorherige Person ausführte. So ist sichergestellt, dass auch während sich neue Redner*innen auf ihre Beiträge einstimmen, sie den Vorsprechenden trotzdem zuhören (müssen); sich die Diskussion also nicht in Monologen erschöpft, denen effektiv aber niemand zuhört.
Auch in Telefon- und Videokonferenzen kann man diese Methode nutzen. Allerdings existiert der Redestein nur noch verbal. Man sagt dann am Ende seines Statements einfach: „Ich gebe weiter an …“. Das ist praktisch, weil man sich nicht gegenseitig ins Wort fällt, gleichzeitig werden ungewollte Pausen vermieden.