Kurt Hahn

„Wer viel von der Jugend fordert, gewinnt sie.“

Kurt Hahn (1886-1974), deutscher Politiker und Pädagoge, gilt als Begründer der Erlebnispädagogik.

Wichtige Ansätze

Als Politiker und Pädagoge war für Kurt Hahn die Erziehung keine Sache der Politik, sondern Politik eine Sache der Erziehung. Sein Ziel war die Erziehung der Jugend zur politischen Mündigkeit. In seiner Pädagogik ging es deshalb vor allem um die „staatsbürgerliche Erziehung“. 1920 eröffnete Kurt Hahn das Eliteinternat Schloss Salem am Bodensee, dass es bis heute gibt. Im Mittelpunkt der Pädagogik dort standen nicht Unterricht und Belehrung, sondern die Charakterbildung im Sinne einer Erziehung zur Verantwortung, außerdem ein Lernen und Forschen, das durch unmittelbare Erfahrung und durch praktisches Denken geprägt ist und ein Lernen, das durch helfendes Handeln gekennzeichnet ist.

Wichtig für Kurt Hahn ist es, dass jedes Kind die Chance haben sollte, seine „grande passion“ („große Leidenschaft“, z.B. sportliches oder kreatives Hobby) zu entdecken, in der es sich selbst besser kennenlernt. Wichtige Komponenten für dieses Konzept sind zum einen Erlebnisse und die damit verbundene Selbsterfahrung. Da die Erlebnisintensität eng mit dem Erinnerungseffekt verbunden ist, wird der Erinnerungseffekt, und damit auch der Lerneffekt, umso größer, je tiefgreifender das Erlebnis ist. Die Aktion und die darauffolgende Reflexion führen dabei zur Bewusstseinsänderung. Die erlebten Erfahrungen geben Sicherheit, da man auf den Erfahrungsschatz der erlebten Situationen zurückgreifen kann und seine Selbsteinschätzung verbessert.   

Eine weitere wichtige Komponente stellt die Natur als Lernmedium dar. Sie bietet die notwendige Authentizität, da dort nichts simuliert ist und jedes Verhalten bewusst ausgeführt werden muss. Die Umgebung stellt eine perplexe Situation dar, die neuartig, unvertraut und deren Bewältigung zunächst unmöglich erscheint, sodass jedem Tun und Handeln die notwendige Ernsthaftigkeit abverlangt wird.                                                    

Eine große Rolle spielt auch die Gemeinschaft. Bei den Erlebnissen geht es darum, ein Team zu werden, indem der soziale Umgang geschult, Verantwortung sowie Vertrauen gegeben und erfahren werden und der Sozialisationseffekt der Gruppe genutzt wird. Kurt Hahn geht davon aus, dass eine Gruppe sich weitgehend selbst erziehen kann.

Durch dieses Konzept erlernen Kinder und Jugendliche wichtige Schlüsselqualifikationen:

–  individuelle Schlüsselqualifikationen: Eigeninitiative, Selbstvertrauen, Selbstreflexion, Körpererfahrung, Ausdauer, Selbstwertgefühl, Umgang mit Ängsten, eigene Grenzen kennenlernen und Kreativität

– soziale Schlüsselqualifikationen: Teamfähigkeit, Kommunikation, Konfliktfähigkeit, Verantwortung, Lernen voneinander und miteinander, Rücksichtnahme und Vertrauen

– materielle Schlüsselqualifikationen: Erste Hilfe, Segeln, Bergsteigen oder handwerkliche Fähigkeiten

Nachdenken über Erziehung mit Hahn

Mit Bezug auf die Erfahrungen und Veröffentlichungen Kurt Hahns könnte man fordern, auch heute Kindern Erlebnisse zu ermöglichen, damit sie
– sich selbst kennenlernen und erfahren können
– ihre Stärken und Schwächen erforschen können
– Selbstvertrauen bekommen
– einen guten Umgang mit Anderen lernen

Kurt Hahns Ansatz ist es, dass jeder einzelne durch Erlebnisse Herausforderungen erfährt, an denen er wächst und eigene neue Fähigkeiten entdeckt und erlernt. Wir könnten uns daher fragen, welche Erlebnisse wir für Kinder und Jugendliche gestalten können, die realisierbar und pädagogisch sinnvoll sind.

„Wir vermögen mehr, als wir glauben. Wenn wir das erleben, werden wir uns nicht mehr mit weniger zufrieden geben.“

Mit Bezug auf Kurt Hahn können wir uns fragen: Wie können wir die Erlebnispädagogik nutzen, um das positive Gemeinschaftsgefühl in Familien, Wohngruppen oder im Team zu stärken? Wie und welche Gemeinschaftserlebnisse können wir nutzen, um den Ausschluss Einzelner aus der Gruppe vorzubeugen oder entgegenzuwirken?

Weiterführende Literatur

 Ein kurzes Porträt von Kurt Hahn:
https://www.kurt-hahn-stiftung.de/ueber-die-stiftung/kurt-hahn/

Kurt Hahns Pädagogik:
https://www.mi-knoll.de/40750.html

Empfehlenswert ist auch das Buch „Kurt Hahn: Reform mit Augenmaß Ausgewählte Schriften eines Politikers und Pädagogen.“ (Klett-Cotta 1998)

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