Jean-Jaques Rousseau

„Man veredelt die Pflanze durch Zucht und die Menschen durch Erziehung.“

Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778), Genfer Schriftsteller, Philosoph und Pädagoge; wichtiger Wegbereiter der Französischen Revolution

1. Wichtige Ansätze

Rousseau prägte entscheidend das moderne pädagogische Denken und Handeln. Sein pädagogisches Hauptwerk erschien 1762: „Émile oder über die Erziehung“. In diesem Buch geht es um die fiktive Erziehung des Jungen Émile, der mit seinem Erzieher Jean-Jaques in einer Welt lebt, die ausschließlich nach pädagogischen Gesichtspunkten gestaltet ist. Äußere Einflüsse werden unter der pädagogischen Kontrolle des Erziehers so dosiert eingeführt, dass sie dem Ziel der Erziehung dienen. Jeder Mensch habe das Recht und die Fähigkeit, sich selbst zu gestalten und zu bilden. Ziel pädagogischen Handelns sei es, genau dies zu ermöglichen. Rousseau ruft zur Passivität des/der Erzieher*in auf und ist der Meinung, dass die Heranwachsenden nicht mehr einfach in die Lebensformen des Standes, in den sie hineingeboren werden, eingewöhnt werden dürfen.

Aufgabe der Erziehung sei es, den heranwachsenden Menschen dabei zu unterstützen, nicht von der bestehenden Gesellschaft und Kultur überwältigt zu werden, denn er besitzt das Vermögen, sich und die Welt mit Vernunft zu beurteilen und zu gestalten. Vor diesem Hintergrund geht Rousseau von der negativen und der natürlichen Erziehung aus. Das bedeutet einerseits, dass das Schlechte (in Rousseaus Fall die Gesellschaft) von dem Kind ferngehalten werden soll, damit andererseits die Natur des Kindes die Chance hat, sich von selbst zu entfalten. Rousseau denkt demnach, dass der Mensch erst durch seine Mitmenschen schlecht wird, er sei von Natur aus gut.

Die Kindheit gilt für Rousseau als eigenständige, vollwertige Lebensspanne und soll nicht nur als Durchgangsstadium zum Erwachsensein angesehen werden. Er will auf Macht gegenüber dem Kind verzichten, jedoch sollte dem Kind die Abhängigkeit von dem*der Erzieher*in deutlich sein. Wenn dies der Fall ist, wäre es laut Rousseau eine gesunde Beziehung.

2. Nachdenken über Erziehung mit Rousseau

„Wir kommen schwach auf die Welt und bedürfen Kräfte, entblößt von allem und bedürfen Beistandes, unerfahren und bedürfen Urteils; alles nun, was wir bei unserer Geburt nicht besitzen und was wir brauchen, wenn wir erwachsen sind, – gibt uns die Erziehung.“

Rousseau geht davon aus, dass erst Erziehung uns zu einem vollwertigen Menschen machen kann. In der Kindheit soll die Erziehung die Fähigkeiten des Kindes um jene ergänzen, welche zum Erwachsensein noch fehlen. Wie können Sie diese Entwicklung besonders fördern?

„Eine einzige offenkundige Lüge des Lehrers gegen seinen Zögling kann den ganzen Ertrag der Erziehung zunichte machen.“

Rousseau ist der Meinung, dass man Kinder immer ernst nehmen sollte, da die Kindheit ein essentieller Bestandteil des Lebens sei. Deshalb darf der*die Erzieher*in Kinder auch nicht wie Erwachsene behandeln oder beurteilen. Rousseau behauptet, die Kindheit sei das Alter der Fröhlichkeit und solle nicht mit Leiden hinsichtlich einer offenkundigen Lüge verbracht werden. Stimmen Sie ihm dabei zu? Wie stehen Sie zu Lügen gegenüber Kindern?

„Bevor die Eltern [den Menschen] für einen Beruf bestimmen, beruft die Natur ihn zum menschlichen Leben. Leben ist der Beruf, den ich ihn lehren will. Aus meinen Händen entlassen, wird er … weder Beamter noch Soldat, noch Priester, er wird in erster Linie Mensch sein.“

 

Rousseau geht es bei seiner Erziehung nicht darum, Wissen anzuhäufen oder bestimmte Qualifikationen zu erlangen. Das Ziel ist allein die Menschenbildung. Die Bildung zum Staatsbürger resultiert aus der öffentlichen Erziehung, während der natürliche Mensch durch die private Erziehung gebildet werden kann. Mensch und Natur sind für Rousseau untrennbar miteinander verbunden. Welche Möglichkeiten gibt es Rousseaus Ansätze der natürlichen Erziehung in Familien, Wohngruppen oder Kitas mehr zu beachten? Wie könnte man heutzutage eine natürliche Erziehung gestalten?

3. Material / Links

Buch: Schäfer, Alfred: Jean-Jacques Rousseau. Ein pädagogisches Porträt. 2. Auflage.

Buch: Rousseau, Jean-Jaques: Émile oder Über die Erziehung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Jacques_Rousseau#P%C3%A4dagogik

https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89mile_oder_%C3%9Cber_die_Erziehung

https://www.grin.com/document/377261

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