Hausaufgabensituation
1. Beschreibung der Herausforderung
Hausaufgaben sind Pflichtaufgaben, die von der Schule vorgeschrieben werden und von den Kindern – ob sie dies wollen oder nicht – bearbeitet werden müssen. Dieser Aspekt kann Kindern zeigen, dass es im Leben Pflichten gibt, die erfüllt und eingehalten werden müssen, wodurch Gefühle von Eigenverantwortung und Pflichtbewusstsein entstehen und gefördert werden können.
Hausaufgaben müssen ihren Platz außerhalb der Schulzeit, also in der Freizeit des Kindes finden. Dies kann einen großen Einfluss auf die Eigenmotivation bezüglich der Bearbeitung der Aufgaben haben, da das Kind die Freizeit im Normalfall viel lieber mit schönen Aktivitäten oder gemeinsam mit Freunden verbringen möchte.
Hausaufgaben richten sich in der Regel nach dem Lehrplan der Schule, was bedeutet, dass häufig alle Kinder die gleichen Aufgaben für den nächsten Tag bekommen, diese aber nicht an die individuellen Fähigkeiten jedes einzelnen Kindes angepasst sind. So kann es vorkommen, dass es einem Kind leichter fällt – beispielsweise einen Aufsatz zu schreiben, als einem anderen Kind. Es ist also schwer zu beurteilen, ob Hausaufgaben als „fair“ angesehen werden können.
Für manche Kinder sind Hausaufgaben vor allem eine Zumutung und Belastung. Sie nerven, machen einem Kind Druck und beraten tägliche Misserfolge. Trotzdem können sie nicht ohne weiteres von Eltern oder Fachkräften reduziert oder (befristet) ausgesetzt werden.
Wenn Hausaufgaben gut dosiert werden, können sie Kindern dabei helfen, das „Selbstlernen“ zu erlernen, sich selbst zu motivieren, sich Ziele zu setzen und nicht aufzugeben. Durch die Bearbeitung der Aufgaben besteht die Möglichkeit zu lernen, die eigene Arbeit so zu strukturieren, dass sie individuell und in einem bestimmten zeitlichen Rahmen zu bewältigen ist. Ebenso können Hausaufgaben ein Übungsfeld bieten, mit Problemen konfrontiert zu werden – wie beispielsweise dem Lösen von kniffligen Mathematikaufgaben – und diese eigenständig zu bewältigen. Wenn die Erfolgserlebnisse im Bereich der Hausaufgaben jedoch ausbleiben, kann sich dies auch hemmend auf die Motivation des Kindes auswirken und die Erledigung der Hausaufgaben wird zu einer negativ behafteten Erfahrung im Alltag.
Hausaufgaben müssen eigenständig, beziehungsweise ohne die Unterstützung der Lehrenden aus der Schule bearbeitet werden. Eltern und/oder Fachkräften in Tages- und Wohngruppen mangelt es nicht selten an Zeit, sich intensiv mit den Aufgaben der Kinder auseinanderzusetzen. Insbesondere in Einrichtungen der Jugendhilfe, in denen mehrere Kinder täglich zur gleichen Zeit Hausaufgaben für den nächsten Schultag erledigen müssen, ist eine enge Betreuung während der Hausaufgabenzeit aus Personalgründen oftmals nicht möglich.
2. Unterschiedliche fachliche Argumente/ Bedenken
In Bezug auf die Erledigung von Hausaufgaben gibt es unterschiedliche Meinungen. Einerseits werden Hausaufgaben als Chance auf Bildung angesehen, gleichzeitig sind sie jedoch sozial ungerecht, weil Kinder, deren Eltern sich kompetent und mit Ruhe um die Begleitung der Hausaufgabensituation kümmern können, durch ihre Leistungen in der Schule bevorzugt werden und mehr Erfolgserlebnisse haben, als Kinder, die mit den Hausaufgaben und eventuellen Problemen auf sich allein gestellt sind.
Hausaufgaben bieten den Kindern eine Chance auf Erfolgserlebnisse, können gleichzeitig aber auch als Ursache für Misserfolge gesehen werden. Sie können als gesellschaftlicher Druck erfahren werden, der Norm zu entsprechen – aber auch eine Chance zur Entwicklung von Eigenverantwortung sein. Hausaufgaben fördern die Selbstorganisation eines Kindes und sind wichtig, damit das Kind nicht den Anschluss in der Schule verliert. Sie sind für alle gleich, jedoch können sie auch demotivierend sein, wenn sie nicht den individuellen, kognitiven Fähigkeiten eines Kindes entsprechen.
3. Fragen zum Weiterdenken
- Wie ist die Hausaufgabensituation in unserer Familie oder Gruppe strukturiert/wie können wir sie strukturieren? Wie kann man die Umgebung angemessen gestalten? Sollen die Hausaufgaben alleine oder in einer Gruppe erledigt werden?
- Wie gehen wir damit um, wenn ein Kind sich weigert, seine Hausaufgaben zu erledigen? Gibt es Situationen, in denen die Eltern oder Fachkräfte das Kind von der Erledigung der Hausaufgabensituation befreien können? Zum Beispiel bei Überforderung, Krankheit, psychischer Instabilität usw.?
- Wie können wir die Kinder für die Erledigung der Hausaufgaben motivieren?
- Würden Sie sich dafür einsetzen, dass Hausaufgaben abgeschafft werden – zumal in der Ganztagsschule?
4. Lösungsvorschläge
Um die Integration der Hausaufgaben in den Alltag der Familie oder Gruppe zu erleichtern, können Eltern und Fachkräfte gemeinsam mit den Kindern feste Zeiten für die Hausaufgabensituation festlegen. Hierfür können Rituale eingeführt werden, die die Situation einläuten und abschließen, sodass sich eine gewisse Routine und Verbindlichkeit herausbildet.
Wenn Kindern die Erledigung der Aufgaben schwerfällt, können Verstärkerpläne zur Steigerung der Motivation der Kinder eingeführt werden. Diese sollten aber nicht auf Dauer eingesetzt werden, weil angestrebt werden muss, dass die Kinder Hausaufgaben aus Einsicht in die Notwendigkeit erledigen und – zumindest gelegentlich – stolz auf ihr Ergebnis sind.
In Gruppen sollte während der gesamten Hausaufgabenzeit (mindestens) eine Fachkraft bereitstehen, die den Kindern bei Fragen, schwierigen Aufgaben oder Blockaden unterstützend zur Seite stehen kann. Bei großen Mengen von Hausaufgaben oder zeitaufwendigen Bearbeitungen bietet es sich an, eine kurze Pause (maximal 5-10 Minuten) in den Arbeitsprozess zu integrieren, sodass die Kinder neue Konzentration und Motivation sammeln können.
Bei der Erarbeitung der Aufgaben könnte ein schrittweises Vorgehen zum Beispiel durch einen Ablaufplan, der festlegt, welches Fach und welche Aufgabe zuerst bearbeitet wird, eingeführt werden, um eine Grundstruktur zu schaffen. Außerdem bekommen die Kinder somit einen Überblick über ihre Aufgaben und ein Gefühl von Kontrolle.
Insgesamt ist es jedoch wichtig, dass die Kinder an diesem Vorgang partizipieren und auch gemeinsam mit den Eltern / Fachkräften die Integration der Hausaufgabensituation in den Familien- oder Gruppenalltag planen und festlegen.
5. Material/ Links
„Zuhause mit den Kindern lernen- eine Frage der Planung“ : https://kids.fit-4-future.de/blog/zu-hause-mit-den-kindern-lernen-eine-frage-der-planung
5 Soforttipps für friedliche Hausaufgaben: https://kinderbegeistern.de/shop/5-soforttipps-fuer-friedliche-hausaufgaben/
Tages-/Wochenpläne und Rituale für Kinder: https://pte.de/kinder-eltern/tagespl%C3%A4ne-zeigen-den-kindern-wo-es-lang-geht
Hausaufgaben machen ohne Stress: https://www-de.scoyo.com/eltern/lernen/lerntipps-lernmotivation/hausaufgaben-ohne-stress