Essen
1. Beschreibung der Herausforderung
Kinder machen oft Phasen durch, in denen sie nur bestimmte Lebensmittel essen möchten, aber die meisten Kinder mögen auch etwas über einen längeren Zeitraum nicht und verweigern es. Ein beliebtes Beispiel ist Gemüse. Meist geben sich die Eltern oder Fachkräfte viel Mühe bei der Zubereitung des Essens und dann wird es von dem Kind abgelehnt. Aus Sorge um die Gesundheit des Kindes üben Eltern/Fachkräfte dann Druck auf das Kind aus. Die Kinder können den Druck der Eltern/Fachkräfte in Essenssituationen jedoch nicht nachvollziehen und fühlen sich missverstanden.
Außerdem nehmen Kinder Essensituationen manchmal als Spiel wahr, nehmen die Sorge der Eltern oder Fachkräfte nicht ernst oder lassen sich recht leicht ablenken bzw. stören, z.B. von anderen Kindern in Kitas oder Schulen.
2. Unterschiedliche fachliche Argumente / Bedenken
Solche Phasen bedeuten aber nicht gleich, dass die Gesundheit des Kindes gefährdet ist. Solange das Kind aktiv und gesund ist, braucht man sich keine Sorgen zu machen, auch wenn es nicht immer so isst, wie man es sich vielleicht wünscht. Einmal abgelehntes Essen bedeutet nämlich nicht, dass das Kind es nicht in einigen Wochen oder Monaten wieder gern isst. Zudem weigern Kinder sich manchmal zu essen, um zum Beispiel Grenzen auszutesten oder verstärkt Aufmerksamkeit zu bekommen. Eltern und Fachkräfte sollten sich immer bewusst sein, dass Essenssituationen Spaß machen und ein Erlebnis als Gemeinschaft ermöglichen sollten. Kinder sollten die Erfahrung machen, dass der Esstisch ein Ort der Freude und des Genießens ist.
Jedoch sollte man dringend auf die Dauer und das Ausmaß von Phasen stark eingeschränkter und einseitiger Ernährung achten. Falls das Kind über einen längeren Zeitraum deutlich zu wenig isst, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
3. Fragen zum Weiterdenken
- An welche Essensituationen aus Ihrer Kindheit erinnern Sie sich? Welche Regeln und Rituale gab es? Wie haben Sie es erlebt, wenn Sie etwas essen mussten, was Sie nicht mochten? Und wie ist es bei Ihnen gekommen, dass Sie heute mehr und unterschiedlichere Speisen mögen als früher?
- Wie ist die Essenssituation in guten Kitas geregelt? Sind die Regeln und Rituale dort anders? Was können Sie als Familie oder Wohngruppe von guten Kitas lernen?
- Welche Essensregeln und -rituale würden Sie gerne verändern oder einführen und aus welchem Grund? Welche Ideen haben Sie, um vielfältigen Genuss zu fördern?
- Gestalten Sie die Essenssituationen kindorientiert und gemeinsam mit den Kindern? Wie könnten Sie es verbessern?
4. Lösungsvorschläge
Allgemein gilt, anstatt das Kind zum Essen zu zwingen, sollte man es dazu bringen alles auf dem Teller zu probieren, nach dem Gedanken „der Geschmackssinn kann sich mit der Zeit ändern“, und wenn es das Essen wirklich nicht mag, muss es auch nicht mehr davon essen. Eltern und Fachkräfte sollten in schwierigen Essenssituationen möglichst ruhig und gelassen bleiben, so kehrt das Kind schneller wieder zum normalen Essverhalten zurück. Druck und Bestrafungen können die Probleme nämlich verstärken.
Den Kindern sollte außerdem die Möglichkeit gegeben werden, sich selbstbestimmt und selbstwirksam an Essenssituationen und besonders an der Zubereitung der Mahlzeiten zu beteiligen – immer bezogen auf ihre individuellen Fertigkeiten und Fähigkeiten.
Kinder brauchen klare Regeln und feste Zeiten für die gemeinsamen Mahlzeiten und mögliche Ablenkungen sollten aus dem Raum geschaffen werden.
5. Material/ Links
Buch: Marc Schulz, Friederike Schmidt, Lotte Rose: Pädagogisierungen des Essens. Kinderernährung in Institutionen der Bildung und Erziehung, Familien und Medien.
https://www.familienhandbuch.de/gesundheit/ernaehrung-kindheit/Mitkleinkindernamtisch.php