Ekkehard von Braunmühl

„Kinder wollen nicht auf das Leben vorbereitet werden, sie wollen leben.“

Ekkehard von Braunmühl (1940 – 2020) war Kinderrechtler, Publizist und Begründer der Antipädagogik.    

Wichtige Ansätze

E. von Braunmühl lehnte die traditionelle Machtausübung von Eltern/ Erziehenden ab und forderte eine absolut gleichberechtigte, demokratische Beziehung zwischen Kindern und Erwachsenen. Als Begründer der Antipädagogik hält Braunmühl Erziehung nicht nur für unnötig, sondern auch für schädlich. Menschen seien von Geburt an eigenverantwortliche Wesen, die intuitiv wissen was sie brauchen. Diese Intuition werde durch Erziehung negativ beeinflusst.

Jegliche Form von Erziehung habe somit einen nachteiligen Effekt auf das Kind. Sie stelle einen manipulativen, Macht ausübenden Eingriff in die Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit dar und versuche, ein Kind nach den Vorstellungen der erziehenden Erwachsenen zu formen. Dies hält Braunmühl für unvereinbar mit den bestehenden Menschenrechten.

Die Eltern/Fürsorgenden sollten eine freundschaftliche Rolle einnehmen, dem Kind begleitend zur Seite stehen und es bei der Erfüllung seiner gegenwärtigen Bedürfnisse unterstützen, sofern es Unterstützung einfordert. Erwachsene müssten die Vorstellung ablegen, sie könnten Kinder auf das zukünftige Leben vorbereiten. Eine Fokussierung auf die Zukunft führe unter anderem dazu, dass die tatsächlichen, gegenwärtigen Neigungen und Bedürfnisse des Kindes übersehen werden.

Durch die Abschaffung von Erziehung, können Kinder laut Braunmühl von klein auf ein demokratisches Miteinander erlernen und somit zu demokratisch handelnden Menschen heranwachsen. Das Konzept von Erziehung stehe dem Erlernen einer demokratischen Haltung entgegen. Um im Umgang mit Kindern eigene Grenzen und Bedürfnisse deutlich zu machen, sollten Erwachsene Ich-Botschaften formulieren.

Nachdenken über Erziehung mit von Braunbrühl

Die Antipädagogik kritisiert, dass Erziehung oft als „Dressur“ gestaltet wird. Diese Kritik bezieht sich zum Beispiel auf strenge Regeln und Förderprogramme in Schulen sowie der Kinder- und Jugendhilfe.

Gibt es mit Blick auf ihre eigenen Erfahrungen Beispiele, bei denen Sie dieser Kritik zustimmen würden?

Braunmühl ist der Meinung „[..] daß man für die Zukunft eines Menschen gar nicht verantwortlich sein kann. Sobald man denkt, man wäre für die Zukunft seines Kindes verantwortlich, hat man dieses wirkliche Kind aus dem Denken schon ausgeklammert. Es kommt darin gar nicht vor. Jedenfalls nicht als freies Subjekt, sondern als Marionette, als Roboter, als Maschine.“   

Inwieweit könnten wir diese Aussage in unseren Umgang mit Kindern einbeziehen? 

Im Zusammenleben mit Kindern muss nicht immer erzogen werden. Ständige Erziehung erschwert die Beziehung zwischen Eltern/Fachkräften und Kindern (Stichwort: Intuition). Die Antipädagogik setzt stattdessen auf Freundschaft.

In welchen Bereichen des familiären und beruflichen Zusammenlebens mit Kindern ist diese Grundorientierung plausibel/ sinnvoll? Gibt es Situationen in denen (auch) auf Erziehung verzichtet werden könnte?

Weiterführende Literatur

Ekkehard von Braunmühl veröffentlichte zu diesem Thema unter anderem folgende Bücher:

  • Die Gleichberechtigung des Kindes. Fischer-Taschenbuch 1978
  • Zeit für Kinder – Theorie und Praxis von Kinderfeindlichkeit, Kinderfreundlichkeit und Kinderschutz. Fischer-Taschenbuch 1987

Die deutschsprachige Fachzeitschrift „Unerzogen“ (unerzogen-magazin.de) steht der Antipädagogik nahe und greift vierteljährlich aktuelle Erziehungsthemen auf

Aktuell sind antipädagogische Perspektiven in dem Konzept des Attachment Parenting vertreten. Auf der Website attachment-parenting.de gibt es dazu viele kostenlose Artikel.

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